Das Familien-System neu aufstellen
Spätestens mit der Geburt sprechen wir von einer Familie wo vorher ein Paar war. Hier beginnen unterschiedliche Einflüsse auf die Familien-Ausprägung einzuwirken. EINE Familie entsteht, aber sie hat für jede Person darin unterschiedliche Konsequenzen und Perspektiven. Auf die Kinder wirken der spezifische Bindungs- und Erziehungsstil, den die persönliche Geschichte der Eltern prägt. Die Eltern selbst werden in ihrer Rollenfindung auch durch Erfahrungen in Schwangerschaft, Geburt und der sensiblen Zeit des ersten Lebensjahres beeinflusst.
Diese Einflüsse überlagern häufig die Wünsche der Eltern und werden im Alltag mit Kind selten bewusst. So entwickelt sich das Familiensystem manchmal anders, als vorgestellt. Zwei typische Herausforderungen stellen sich:
Der Einfluss zweier Ursprungsfamilien
Die Erfahrungen der Eltern aus ihrer eigenen Familie verdichten sich in einem neuen System. Da das allmählich geschieht, gleichen die "wachsenden Eltern" die Werte und Grundsätze der Ursprungsfamilien nur bedingt miteinander ab. Sie erhoffen sich eine neue und bessere Familienkonstellation, doch machen viele Kinder dennoch Erfahrungen, die bereits ihre Eltern mit den Großeltern hatten. Besonders in Übergangssituationen und Krisen zeigen sich dann Brüche im System, da jedes Elternteil nur für einen Teil des neuen Familiensystems Verantwortung übernimmt.
Herausforderung "Fürsorge-Modus"
Die Verletzlichkeit des kleinen Babys (ver)leitet viele Eltern eigene Bedürfnisse zurück zu stellen. Das Kind wird zum Maßstab, ob das Familien-Engagement Früchte trägt. Ein zufriedenes Baby macht beide Eltern glücklich und bringt sie als Paar zusammen. So schließt sich der Kreis, denn beide Elternteile werden in einer zufriedenen Selbstwahrnehmung gestärkt.
Obwohl hier alle Beteiligten zufrieden sind, ist das System an sich gefährdet, denn das Glück der Familie basiert auf dem Wohlbefinden des Babys und später auf dem Wohlverhalten des Kindes.
Regulationsschwache Babys treffen dann auf Eltern, die eigene Erholung und Paar-Erfahrungen versäumen. Im Extremfall droht ein Teufelskreis von Überlastung und mangelnder Erfahrung von beruhigender Elternwirkung, der auf das Baby zurückwirkt. Diese Konstellation gibt es aber auch in Kindergarten und Schule. Paradoxerweise fallen Kinder jedoch eher aus dem Rahmen, wenn sie für Elternglück und Familienzusammenhalt verantwortlich sind.
Chancen einer systemischen Veränderung
Wenn Eltern ihre Werte und Erziehungsmaximen miteinander abstimmen, entsteht für die Kinder eine gemeinsame Basis. Diese Abstimmung ist herausfordernd, weil die Partner häufig gerade die Maximen der anderen Ursprungsfamilie in Frage stellen.
Gelingt eine neue Orientierung, finden Kinder Entlastung, weil sie nicht mehr die Verantwortung für das Glück der Familie tragen. Sie können sich an ausgeglichenen Eltern anlehnen, die für sich selbst sorgen und auch als Paar zusammen kommen. Eine therapeutische Begleitung unterstützt in der Veränderung von eigener Haltung und des gemeinsamen Familien-Systems.